Warum PÖTTINGER auf Pulverlack setzt
Die Farbgebung von Landmaschinen spielt nicht nur eine ästhetische Rolle, sondern ist auch ein Indikator für Qualität und Langlebigkeit. Im Interview mit Rudolf Mayrhuber, seit 1996 Leiter der Lackiertechnik bei PÖTTINGER, gehen wir der Frage nach, warum sich das Unternehmen für Pulverlack entschieden hat, sprechen über anfängliche Herausforderungen und die langjährige Partnerschaft mit TIGER.
Info - PÖTTINGER Landtechnik GmbH
Das österreichische Familienunternehmen mit Sitz in Grieskirchen ist Spezialist für Ackerbau, Grünlandbewirtschaftung und Digitale Landtechnik. Das umfangreiche Produktprogramm reicht vom Pflug über Sämaschine, Mähwerk und Rundballenpresse bis hin zu Ladewagen und Technik für die Kulturpflege. Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit sowie ein herausragendes Arbeitsergebnis stehen dabei im Mittelpunkt.
PÖTTINGER wurde vor mehr als 150 Jahren als kleiner Handwerksbetrieb gegründet, betreibt sechs Produktionswerke, weltweit 17 Vertriebsstandorte und beschäftigt circa 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
TIGER: Welche Rolle spielt Farbe in Ihrer Branche?
Rudolf Mayrhuber: Wie in vielen anderen Branchen spielt Farbe auch im Landmaschinensektor eine bedeutende Rolle als Wiedererkennungsmerkmal. Sie trägt dazu bei, Produkte und Marken zu differenzieren. Wenn ich beispielsweise eine Rundballenpresse oder einen Pflug auf dem Feld fahren sehe, kann ich anhand der Farbgebung bereits aus der Ferne die Marke erkennen.
TIGER: Welche Farben dominieren bei den Maschinen von PÖTTINGER?
Rudolf Mayrhuber: Wie Ferrari setzt auch PÖTTINGER auf Rot (lacht). Der brillante Farbton wurde von TIGER exklusiv für unter Unternehmen entwickelt und ist nicht als RAL-Farbe erhältlich. Zusätzlich verwenden wir für unsere Maschinen Schwarzgrau, Lichtgrau sowie ein sonniges Rapsgelb. Diese Mehrfarbigkeit ist ein besonderes Qualitätsmerkmal, das die Einzelteillackierung unterstreichen soll. Im Gegenteil zu anderen Herstellern werden die Teile unserer Geräte nämlich einzeln lackiert und erst danach zusammengebaut. Somit sind auch die Schraubstellen perfekt beschichtet und die Maschinen rundum vor äußeren Einflüssen wie Korrosion geschützt.
TIGER: Landmaschinen sind bei Hitze, Regen und Wind im Freien unterwegs. Welche Anforderungen müssen die Oberflächen dieser Geräte erfüllen?
Rudolf Mayrhuber: Im Bereich der Landmaschinen haben Zuverlässigkeit und Langlebigkeit oberste Priorität. Besonders für Lohnunternehmer, die beispielsweise im Maschinenring tätig sind und eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Aufgaben übernehmen, sind strapazierfähige Geräte unerlässlich. Diese Maschinen arbeiten praktisch rund um die Uhr und werden dabei mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Um den Wiederverkaufswert hochzuhalten, muss das optische Erscheinungsbild auch nach Jahren noch überzeugen.
TIGER: Seit wann arbeiten Sie in Ihrem Bereich und wann hatten Sie das erste Mal mit Pulverbeschichtung zu tun?
Rudolf Mayrhuber: Ich arbeite seit 48 Jahren bei PÖTTINGER und verabschiede mich demnächst in den Ruhestand. Als gelernter Maschinenbautechniker war ich zunächst einige Jahre in der Prototypenfertigung, in der Versuchsabteilung und in der Arbeitsvorbereitung tätig. Den Aufbau der ersten Pulverbeschichtungsanlage im Lackierzentrum Grieskirchen habe ich aktiv begleitet. Die Technologie hat mich von Anfang an überzeugt, und noch heute bin ich vom Pulverlack und seinen Einsatzmöglichkeiten begeistert.
TIGER: Warum hat sich das Unternehmen für die Beschichtung mit Pulverlack entschieden?
Rudolf Mayrhuber: Mitte der 1990er-Jahre ist unsere Nasslackierung, in der wir damals 35 Personen beschäftigt haben, an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Außerdem waren unterschiedliche Umweltauflagen ein Thema. Nach Überprüfung mehrerer Varianten – ein Prozess, der durch externe Berater begleitet wurde – haben wir uns für ein millionenschweres Investitionsvorhaben (damals noch in Schilling) entschieden und in Grieskirchen eine 4.500 Quadratmeter große Halle mit Kathodischer Tauchlackierung (KTL) und Pulverschichtung errichtet. Das Lackierzentrum ging 1996 in Betrieb und wird seitdem von mir geleitet.
"Bei der Beschichtung von Landmaschinen ist eine gute Kantenabdeckung wichtiger als ein makelloser Verlauf wie er auf Fassaden gefordert wird. Wir setzen deshalb auf die wetterfeste TIGER Drylac® Serie 59, die individuell an unsere Bedürfnisse angepasst wurde und auch scharfe Kanten an Schweißkonstruktionen perfekt abdeckt."
TIGER: Worin lagen in der Anfangszeit die größten Schwierigkeiten?
Rudolf Mayrhuber: Wir hatten null Erfahrung mit Pulverlack und wurden zu Beginn mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert. Der Beschichtungsprozess selbst hat einwandfrei funktioniert – unsere Nasslackierer wurden auf Pulver umgeschult und sind mit der neuen Technologie ohne Schwierigkeiten zurechtgekommen. Bauteile, die mit Pulver beschichtet werden, werden an Haken durch die Pulverkabine und den Einbrennofen transportiert. Wir hatten anfangs nur zwei Gehänge für unterschiedlich große Werkstücke. Diesen wiederum fehlten die Löcher, um sie optimal aufhängen zu können. Der Durchsatz war anfangs dementsprechend niedrig, und wir hatten nebenbei noch eine kleine Nasslackierung in Betrieb.
Durch die japanische Philosophie des Kaizen, der permanenten Verbesserung von Tätigkeiten, Abläufen oder Produkten durch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hat sich der Ablauf nach und nach verbessert. Die Auslastung unserer Pulverbeschichtungsanlage ging steil nach oben und ein Jahr später – 1997 – haben wir zusätzlich mit Lohnbeschichtung begonnen. Unser erster Kunde war REFORM, der Welser Hersteller und Entwickler von Spezialfahrzeugen für die Bergland- und Kommunaltechnik. Heute beschichten wir sowohl in Oberösterreich als auch im tschechischen Vodňany beispielsweise für Rosenbauer, Palfinger oder Liebherr.
TIGER: Wie würden Sie die Partnerschaft mit TIGER in drei Schlagworten beschreiben?
Rudolf Mayrhuber: Geografische Nähe, persönliche Kontakte und ein fast freundschaftliches Verhältnis. Man weiß, wenn man anrufen muss – die Reaktionszeit ist top! Eure Außendienstmitarbeiter Michael Penner und im Anschluss Norbert Huber waren jederzeit erreichbar und hatten für unsere Anliegen stets ein offenes Ohr. Marcel Martin führt diese Aufgabe nun im selben Stil weiter. Unser Kommissionslager in Grieskirchen wird von TIGER täglich mit den fünf PÖTTINGER Hauptfarben befüllt. Sollten wir dennoch kurzfristig neues Pulver benötigen, können wir dieses direkt in Wels abholen.
TIGER: 2023 hat PÖTTINGER in St. Georgen bei Grieskirchen eine weitere, hochmoderne KTL- und Pulverbeschichtungsanlage in Betrieb genommen. Was waren die Gründe für diese Investition?
Rudolf Mayrhuber: Kapazitätserweiterung durch das große Wachstum in der Landtechnik! Unsere Anlagen in Grieskirchen und Vodňany waren bereits dreischichtig ausgelastet, und wir wollten weiterhin Lohnbeschichtung betreiben. Die Nachfrage nach Bauteilen, die von PÖTTINGER pulverbeschichtet werden, ist enorm! Das liegt einerseits an der hervorragenden Qualität von TIGER Drylac® und andererseits daran, dass wir eine Sandstrahlanlage betreiben und damit beispielsweise auch verrostete Teile optimal auf den Beschichtungsprozess vorbereiten können.
TIGER: Können Sie uns die Anlage etwas genauer beschreiben und kurz den Unterschied zwischen kathodischer Tauchlackierung (KTL) und Pulverbeschichtung erklären?
Rudolf Mayrhuber: Grundsätzlich kann man sagen: KTL dient der Grundierung und Pulverlack ist die Deckbeschichtung. Durch die mehrstufige nass-chemische Vorbehandlung im Zuge der Kathodischen Tauchlackierung erreichen wir einen hervorragenden Korrosionsschutz. Im Zusammenspiel mit dem perfekten Witterungsschutz der Pulverlackierung sind unsere Bauteile optimal vor äußeren Einflüssen geschützt und bereit für ihren Einsatz auf den Wiesen, Feldern und Äckern dieser Welt.
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