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Frauen in Führungspositionen

Elisabeth Berghofer über Frauen in Führungspositionen

 

Frau Berghofer, Studien zeigen, dass der Frauenanteil in Spitzenpositionen weltweit nur langsam ansteigt. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen, um diese Situation zu verbessern?

Elisabeth Berghofer: Das stimmt! Nicht nur in Österreich lässt sich beobachten, dass ab dem mittleren Management deutlich weniger Frauen als Männer in Top-Positionen anzutreffen sind. Diese Tatsache ist länderabhängig und auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen, die sich im Laufe der Zeit verändert haben. Was in entwickelten Ländern sicherlich keine Barriere mehr darstellt ist die Tatsache, dass Frauen und Männer die gleichen Bildungschancen haben. Eine Grundvoraussetzung, die zu Zeiten meiner Großmutter leider noch nicht gegeben war.

Die Kultur sowie die Prägung in der Kindheit haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung unseres Selbstbildes. Und obwohl sich das Rollenverständnis zwischen Mann und Frau in unserem Kulturkreis äußerst positiv entwickelt hat, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch immer Frauensache. In kaum einem europäischen Land sind so viele Mütter in Teilzeit beschäftigt wie in Österreich.

Es ist aber nicht nur ein gesellschaftliches Thema, wie stark sich Frauen im Job einbringen möchten, sondern es hängt auch von den Struktur- und Rahmenbedingungen ab, die der Staat und die Betriebe zur Verfügung stellen. Diese müssen noch weiter und besser ausgebaut werden. Weitere wichtige Voraussetzungen, damit Frauen in Spitzenpositionen gelangen können, sind ein klares Bekenntnis vom Management sowie die Fähigkeit einer Organisation, mögliche Kandidatinnen im Unternehmen zu entdecken, diese zu ermutigen und zu fördern.

War es für Sie von Anfang an klar, dass Sie aktiv im Unternehmen Ihrer Familie mitarbeiten möchten?

Elisabeth Berghofer: Ja, es war klar für mich, dass ich im Familienunternehmen tätig werden möchte. Die Firma war bereits in meiner Kindheit sehr präsent, und mein Interesse wurde früh geweckt. Und es war die richtige Entscheidung! Meine Aufgaben bereiten mir viel Freude und ich bin stolz, ein Teil der großartigen TIGER-Familie zu sein.

Wie haben Sie sich auf diese Aufgabe vorbereitet? 

Elisabeth Berghofer: Wenn man in einem unternehmerischen Umfeld groß wird, beginnt die Vorbereitung unbewusst schon früh. Man lernt, wirtschaftlich zu denken und betrachtet es als selbstverständlich, dass die Prioritäten der Firma ganz oben angesiedelt sind.

Nach meiner kaufmännischen und technischen Ausbildung habe ich berufliche Erfahrung im Ausland gesammelt und im Anschluss ein umfangreiches Trainee-Programm bei TIGER durchlaufen. Dabei habe ich unser Unternehmen von der Pike auf kennengelernt. Meine Eltern waren gute Mentoren und sind in vielen Dingen nach wie vor ein großes Vorbild für mich.

Welche Skills – Fähigkeiten und Eigenschaften – sind Ihrer Meinung nach notwendig, um als Frau die oberste Führungsebene zu erreichen?

Elisabeth Berghofer: Ich denke Frauen und Männer benötigen die gleichen Fähigkeiten, um hohe Führungspositionen zu erreichen. Neben fachlichen und methodischen Kompetenzen sind Leadership-Skills wie Coachen und Managen ebenso wichtig wie Leidenschaft, intrinsische Motivation, Ausdauer und Durchsetzungsstärke. Wir bei TIGER führen mitarbeiterorientiert nach dem Prinzip des Liberating Organism.

Was sind die typischen Probleme weiblicher Führungskräfte und denken Sie, dass Frauen anders führen als Männer?

Elisabeth Berghofer: Frauen mit Familie sind in Führungspositionen stark gefordert, da sie beides „unter einen Hut“ bekommen müssen. Als erfolgreiche Karrierefrau hat man auch häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. Man spricht hier metaphorisch von der „gläsernen Decke“ – einer unsichtbaren Barriere, die es Frauen nicht ermöglicht, in oberste Führungspositionen zu gelangen.

Ich persönlich erkenne keinen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Führung. Wie man führt, ist eine Frage des Typs und nicht genderbedingt. Man schreibt Frauen allerdings mehr soziale Kompetenz und eine höhere Kooperationsbereitschaft zu. Eines ist jedoch klar: Unternehmen benötigen sowohl männliche als auch weibliche Führungsenergie, um die Herausforderungen unserer schnelllebigen und komplexen Zeit gut zu meistern.

Als Mutter von Zwillingen: Wie haben Sie selbst Kinder und Karriere unter einen Hut gebracht?

Elisabeth Berghofer: Ich war von Anfang an gut organisiert und hatte Unterstützung. Flexible Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit, auch von zu Hause zu arbeiten, haben mir den Wiedereinstieg erleichtert. Rückblickend betrachtend war das manchmal eine große Herausforderung – vor allem dann, wenn ein Glied aus der Kette rutschte. Aber wenn das gesamte Netzwerk an einem Strang zieht und sich gegenseitig unterstützt, ist vieles möglich.

Frauenmangel herrscht auch in typischen „Männerberufen“ – zum Beispiel in der Produktion von TIGER. Aufgrund der höheren körperlichen Belastung und der Schichtarbeit denken viele Jobsuchende, dass diese Arbeit eher etwas für Männer ist. Wie können wir auch Frauen und Mädchen für die Tätigkeit „an der Maschine“ begeistern?

Elisabeth Berghofer: Die fortlaufende Automatisierung und Digitalisierung macht auch diesen Arbeitsbereich immer „frauenfreundlicher“. Bei TIGER gibt es bereits einige Vorzeige-Beispiele in der Produktion sowie der Instandhaltung. Wir bilden derzeit mehrere weibliche Lehrlinge in Chemieverfahrenstechnik – also in der Produktion – sowie im Labor aus. Für unseren Ausbildungspartner, das Bildungszentrum Lenzing, stellen wir Praktikumsplätze zur Verfügung, und bei speziellen Events wie dem Girls‘ Day, gewähren wir Mädchen tiefe Einblicke in die Welt der Pulverlack-Produktion. Aktionen wie diese helfen, Einstiegsbarrieren abzubauen und Frauen für technische Berufe zu begeistern.

Als Vorbildfunktion für unsere TIGERINNEN – welche wichtige Botschaft möchten Sie unseren Mitarbeiterinnen aus Ihrer eigenen Erfahrung mitgeben?

Elisabeth Berghofer: Ich persönlich würde mich über noch mehr weibliche Führungsenergie bei TIGER freuen. Dazu möchte ich alle TIGERINNEN ermutigen, an sich zu glauben und ihren Weg zu gehen. Sich nicht durch Hindernisse entmutigen zu lassen, dran zu bleiben und den richtigen Moment zu nützen. Also liebe TIGERINNEN: Entdeckt euch selbst oder lasst euch entdecken, damit eine spannende Reise beginnen kann!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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